Stadt- & Spargelfest Osterburg
10. - 12. Mai 2024
 
 
 

Der Spargel


"Spargelprofessor" August Huchel gründete Hochzuchtgesellschaft

Museum_Spargel_Bild_Blechspargel
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Museum_Spargel_Frauen_auf_Feld
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Museum_Spargel_Infotafel_1
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Museum_Spargel_Infotafel_2
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Spargelhochzucht_August_Huchel
Spargelhochzucht_August_Huchel
Spargelhochzucht_Spargel_01
Spargelhochzucht_Spargel_01

 

Der Spargelanbau hatte einst eine große wirtschaftliche Bedeutung für Osterburg. Verbunden ist er mit dem Namen des europaweit anerkannten Spargelzüchters August Huchel (1889 - 1963), der 1929 die erste deutsche Spargelhochzuchtgesellschaft gründete und dessen Nachlass das Museum verwaltet.

Zahlreiche Gaststätten verwöhnen nicht nur zum alljährlichen Spargelfest und der Spargelwoche innerhalb der Altmärkischen Bauernwochen mit altmärkischen Spezialitäten und vielseitigen Spargelgerichten.

Seit 1995 krönt Osterburg nun schon jährlich eine Spargelkönigin.

 

Aus der Geschichte der Osterburger Spargelzucht:

Begünstigt durch die Verarbeitungskapazitäten der einheimischen Konservenfabriken war der Feldgemüseanbau, insbesondere der Spargelanbau, schon vor dem Ersten Weltkrieg in Osterburg ausgedehnt worden. Später gingen die Spargelbauer dazu über, die Frischmärkte der umliegenden Ballungsräume zu beliefern, hilfreich war hierbei der günstige Eisenbahnanschluss nach Hamburg, Magdeburg, Halle und Leipzig. Obwohl aus Rentabilitätsgründen schon totgesagt, nahm der Osterburger Spargelanbau nach 1923 einen erneuten Aufschwung.

 

August Huchel schrieb dazu im Jahre 1929:

„Von allen Zweigen des Feldgemüseanbaus hat stets der Spargelanbau eine führende Stellung eingenommen. Und wer heute die Tore unserer Stadt verlässt, ganz gleich ob nach Norden, Süden oder Westen: Spargelfeld reiht sich an Spargelfeld. Nie werden jemals unsere heimatlichen Fluren wieder mehr noch schönere Spargelfelder tragen, als in den nächsten 20 bis 25 Jahren, in denen rund tausend Morgen voll im Ertrag stehen. Für diese Jahrzehnte, die der Chronist später einmal als die Blütezeit des Osterburger Spargelbaues bezeichnen wird, sind die Spargelfelder vor den Toren unserer Stadt unser Firmenschild. Osterburg – Spargelstadt.“

 

Lebenslauf August Huchel (1889 - 1963)

06.10.1889         geboren in Wieglitz, Landkreis Gardelegen

1911                     Abschluss der Ausbildung am Königlich-Preußischen Lehrerseminar Quedlinburg

1911/12              Wehrdienst

1911-1915          Lehrertätigkeit in Heiligenfelde bis zur Einberufung

1915-1918          Teilnahme am Ersten Weltkrieg, zuletzt als Jagdflieger (Leutnant)

1918                     Eheschließung mit Else Gagelmann aus Osterburg

1919                     freiwilliges Ausscheiden aus dem Lehrerberuf

1919-1921          landwirtschaftliche Tätigkeiten auf den Besitzungen seines Schwiegervaters

1921-1924          Landwirtschaftsstudium an der Universität Halle-Wittenberg

1924/25              Wechsel an die Universität Königsberg

1925/26              Tätigkeit an der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin

1926-1928          Durchführung von Leistungsversuchen auf eigenen Spargelanlagen in Osterburg

12.08.1929         Gründung der „Deutschen Spargelhochzucht-Gesellschaft Osterburg/Altmark“

1931                     Publikation: „Wieviel Ertrag bringt eine Spargelpflanze?“

1339-1945          Teilnahme am Zweiten Weltkrieg, zuletzt als Stabsoffizier der Luftwaffe (Major)

1946                     Ermordung von Frau und Tochter

1947                     Konkurs der "Spargelhochzucht-Gesellschaft" infolge des Krieges

1948                     Neuanfang mit der „Deutschen Spargelhochzuchtstation“ in Osterburg

1949/50              Ehe mit Gertraude Michelmann aus Osterburg und Geburt der Tochter Gunhild

1953                     Flucht in die Bundesrepublik Deutschland

Gründung der „Deutschen Spargelhochzuchtstation“ in Walbeck/Niederrhein

1953-1963          Patentierung von „Huchels Leistungsauslese“ und „Huchels Staudenauslese“

Aufbau eines Ringes von Lizenzvermehrungsbetrieben

19.09.1963         Tod durch Autounfall

1963-1971          Fortführung des Werkes des „Spargelprofessors“ durch Gertraude Huchel

1999                     Übergabe des Nachlasses an das Osterburger Museum durch Gunhild Jain,

geb. Huchel

    Erarbeitung des Lebenslaufes: Frank Hoche, Museumsleiter

 

Das Spargel - ABC

Historisch Wissenswertes über den Spargel

 

Spargel in der Antike

Im 5. Jh. v. Chr. beschreibt Hippokrates, der berühmteste Arzt der Antike, die heilenden Wirkungen des Spargels. Der griechische Philosoph Theophrast benennt um 300 v. Chr.

wildwachsenden Spargel als Speisepflanze. Und um 160 v. Chr. geht der römische Staatsmann und Schriftsteller Martius Portius Cato d. Ä. in seiner Schrift „Über den Gartenbau“ auf die Kultivierung des Spargels ein. Um 10 v. Chr. entsteht in Pompeji das älteste Wandgemälde, das Spargel zeigt. Schließlich findet sich im Kochbuch des Marcus Gavius Apicius das erste schriftlich festgehaltene Spargelrezept.

 

Spargel im Mittelalter

Im 9. Jh. bauen Benediktinermönche in St. Gallen Spargel für den medizinischen Bedarf an.

Mit Beginn des 12. Jhs. nehmen die schriftlichen Zeugnisse über den Spargelanbau in Europa zu. Um 1300 verfasst Peter de Crescentiis ein Buch über Feld- und Gartenbau, das auch „Sparitzen“ enthält. Ab dem 15. Jh. finden sich ausführliche Beschreibungen des Spargels in Kräuterbüchern nebst Abbildungen.

 

Spargelanbau in der Neuzeit

Im 16. Jh. setzt sich der Anbau von Grünspargel im gesamten deutschsprachigen Raum durch. Er etabliert sich als „Königsgemüse“. 1565 findet sich im „Verzeichnis der Kräuter und Bäume im fürstlichen Lustgarten“ des Herzogs von Württemberg auch der Spargel, als einer „lieblichen speisz für leckmeüler“. Auch in Gemüsegärten in Wien wird er angebaut.

Nachdem sich nach 1685 die Hugenotten in der Mark Brandenburg ansiedeln, betreiben auch sie Spargelanbau und begründen den guten Ruf des märkischen Spargels.

 

Der Beginn der Spargelzüchtung

Die Anfänge einer gezielten Spargelzüchtung datieren auf den Beginn des 20. Jhs.

Bis dahin hatten sich bereits  Spargelanbaugebiete etabliert, wie im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, in Brandenburg und auch  in der Altmark. Die angebauten Landsorten wurden aber nur durch einfache Ausleseverfahren verbessert, indem man die besten Pflanzen vermehrte.

Erste züchterische Versuche unternahmen J. B. Norton in den USA (1913), der Ökonomierat Johannes Böttner in Frankfurt/Oder sowie der Schlossgartenmeister Unselt im badischen Schwetzingen.

 

August Huchel – ein Spargelzüchter aus der Altmark

In Osterburg untersuchte August Huchel zwischen 1926 und 1928 auf eigenen Spargelanlagen 1.500 Pflanzen der Landsorte „Ruhm von Braunschweig“. Die Ergebnisse seiner Ertrags- und Qualitätsanalyse fasste er in der Publikation „Wieviel Ertrag bringt eine Spargelpflanze?“, die 1931 erschien, zusammen.

Bereits 1929 hatte er die „Deutsche Spargelhochzucht-Gesellschaft Osterburg/Altmark“ gegründet. Im gleichen Jahr prägte er in einer Werbebroschüre altmärkischer Städte den Begriff „Osterburg – Spargelstadt“, da zu jener Zeit 1.000 Morgen der Osterburger Feldmark  von Spargelfeldern bedeckt waren. Für die nächsten 20 bis 25 Jahre prognostizierte er eine Blütezeit des Osterburger Spargels.

Deutschlandweit sollten die Veröffentlichungen von August Huchel sowie die Tätigkeit der in Osterburg ansässigen Spargelhochzuchtgesellschaft in der Folgezeit für wesentliche Verbesserungen im Spargelanbau führen. Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte er 200 Hochleistungszuchtstämme geschaffen, die von der Fachwelt hoch gelobt wurden.

 

Gestovter Spargel – ein Rezept von 1873

In der 18. Auflage des Kochbuches von Henriette Davidis findet sich ein Rezept für gestovten Spargel: „Man schneide den Spargel zweimal durch, lege die Köpfe zurück und koche das Uebrige halb gar ab …; alsdann lasse man Fleischbrühe mit einem reichlichen Stück Butter, wenig Muskatblüte und etwas Salz kochen, gebe den sämmtlichen Spargel hinein und koche ihn langsam weich. Kurz vor dem Anrichten gebe man etwas gestoßenen Zwieback dazu und rühre die Brühe mit Eidottern ab. Das Spargelgemüse wird nun zierlich angerichtet, mit Semmelklößchen garnirt und die sehr sämige Brühe darüber gegossen.“ Als Beilagen werden Fricandeaux (ein Teil der Kalbskeule), Cotelettes, gebratene Hähnchen, Kalbsbraten, geräucherter Lachs, Sommerwurst oder roher Schinken empfohlen.